Landwirtschaft zum Wohle unserer Pferde

Gut Tangstedt ist nicht nur eine wunderschöne Reitanlage vor den Toren von Hamburg, es ist zugleich ein professionell geführter landwirtschaftlicher Betrieb. Beide Bereiche – Reitanlage und Landwirtschaft – sind inhaltlich eng miteinander verzahnt, sie bilden den Kern unserer Arbeit und sind die wichtigste unserer drei Säulen, zu denen außerdem die Bereiche „Gäste“ mit unserem Café & Bistro Hofküche und die Erzeugung erneuerbarer Energien gehören, den wir zügig ausbauen wollen.

Postkarte mit Parkansicht des Schloss Tangstedt

Damals und heute

Traktor bei der Aussaat auf Acker von Gut Tangstedt

Ackerbau

Postkarte mit Parkansicht des Schloss Tangstedt

Heu- & Strohernte

Seit Ende 2024 gehört die komplette Landwirtschaft wieder direkt zu unserem Gut, was für uns bei rund 150 uns anvertrauten Tieren eine wichtige Grundlage ist, denn wir wollen so viel wie möglich selber machen. Damit garantieren wir nicht nur ausgezeichnetes, aus unserem eigenen Anbau geerntetes Futter, sondern stehen auch für eine Philosophie, die wir Tag für Tag leben und zu der unsere fünf großen Ziele gehören: Langfristigkeit, Regionalität, Nachhaltigkeit, Modernität und wirtschaftlich gute Ergebnisse.

Aktuell bewirtschaften wir 200 Hektar Land, wir produzieren im Zuge unserer Kreislaufwirtschaft Futter und Einstreu, ernten Feldfrüchte und bieten außerdem Lohnunternehmertätigkeiten an, denn dieses bewährte landwirtschaftliche Prinzip, dass man sich gegenseitig hilft, liegt uns am Herzen. Auf diesem Wege kommen unsere Maschinen und unsere Arbeitskräfte auch in anderen landwirtschaftlichen Betrieben zum Einsatz, zum Beispiel im befreundeten Hof Trau, mit dem wir eine Maschinengemeinschaft bilden. Und so steckt in den Kartoffeln vom Hof Trau, die in den Gerichten unserer Hofküche landen, auch immer ein bisschen von unserer eigenen Arbeit mit drin.

Hoftagebuch

Tagebuch Landwirtschaft

Landwirtschaft seit über 300 Jahren

Gut Tangstedt wurde etwa 1661 zu einem großen Lehnsgut, dessen Fläche die damaligen Dörfer Wilstedt, Duvenstedt, Lemsahl, Mellingstedt und Harksheide umfasste. Durch den Brand des Guthauses 1947 mit seinem Archiv ist leider nicht sehr viel aus unserer Geschichte überliefert.

In seiner wechselvollen Geschichte hat der Betrieb leider große Teile seiner Fläche abgegeben. Heute bewirtschaften wir knapp 90 ha Gründland, die größtenteils gepachtet sind. Außerdem gut 75 ha Ackerland mit ebenfalls hohem Pachtanteil. Dazu kommen 22 ha Weideflächen und Waldstücke. 

Postkarte mit Parkansicht des Schloss Tangstedt

Eine solche Betriebsgröße wäre vor hundert Jahren noch 20 Menschen bewirtschaftet worden. Heute Dank der Technisierung der Landwirtschaft schafft es fast einer allein: Jan-Erik Larsson, der bei uns in Sachen Landwirtschaft den Hut auf hat. Geht es an die Ernte, wächst sein Team an Helferinnen und Helfern. Dazu halten wir landwirtschaftliche Maschinen bereit, deren Langlebigkeit uns am Herzen liegt, denn auch das gehört zu unserem Verständnis von Nachhaltigkeit.

Als Gut Tangstedt noch von der Familie Pieper bewirtschaftet wurde, war die Landwirtschaft bereits ein wichtiger Bestandteil des Hofes. Für uns heute ist es deshalb wichtig, die Familie und ihr Wissen über diesen Hof und seine Ländereinen mit im Boot zu behalten und zugleich mit Jan-Erik Larsson neue Wege zu gehen.

In der Natur zuhause – das gilt bei uns auch für den Bereich Landwirtschaft, denn Gut Tangstedt bietet ein enormes Potenzial, das wir nutzen möchten.

Interview Mathias Busch: „Autark denken, nachhaltig handeln: Landwirtschaft als Fundament von Gut Tangstedt“

Als Mathias Busch Gut Tangstedt 2022 kaufte, hatte er als Betriebswirt nicht nur die Zahlen, sondern als Vater von vier Kindern zugleich auch die Zukunft im Blick. Dabei spielt die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle.

Mit Gut Tangstedt haben Sie nicht nur einen traditionellen Gutshof und eine riesige Reitanlage übernommen, sonder auch eine Landwirtschaft. Was bedeutet das für Sie?

Wir haben die Landwirtschaft Ende 2024 von der Familie Pieper mit allen Pachtflächen und dem Maschinenpark übernommen, sahen aber auch vorher schon Landwirtschaft und Pferdehaltung als eine Einheit, denn nur so können wir weitestgehend autark sein, was bei einem Betrieb unserer Größe wichtig ist. Landwirtschaft hat für uns auf Gut Tangstedt einen hohen Stellenwert.

Was genau meinen Sie mit Autarkie?

Wir wollen die Versorgung der rund 150 Pferde selber in der Hand haben und unabhängig bleiben. Das bedeutet im weitesten Sinne ja auch Nachhaltigkeit, denn wir garantieren einerseits eine qualitativ hochwertige Futterversorgung der Pferde durch den eigenen Anbau des Futters, zugleich leben wir aber auch in einem Kreislauf mit der Natur und schließen die Nährstoffkreise, nutzen aber zum Beispiel auch das anfallende Stroh aus dem Ackerbau als Einstreu.

Das ist bereits der Ist-Zustand. Was planen Sie für die Zukunft?

Wir setzen auf Langfristigkeit, Regionalität und Nachhaltigkeit, mit unserem Maschinenpark zugleich aber auch auf Modernität und mit dem Blick auf die Zahlen natürlich auf gute wirtschaftliche Ergebnisse. Dazu kommen Zukunftsträume, die wir mittelfristig in die Tat umsetzen wollen. Vielleicht laufen hier auch irgendwann einmal Hühner herum, wir ernten unser eigenes Obst oder bauen Gemüse an – all das muss sich aber kaufmännisch rechnen und zu unseren personellen Kapazitäten passen.

Erste Kooperationen in Sachen Gemüse gibt es immerhin schon…

… in unserer Hofküche, genau. Im Restaurant gibt es nicht nur die guten Kartoffeln vom Hof Trau, an deren Ernte wir mit unserer Maschinengemeinschaft auch ein wenig beteiligt sind, es gibt im Frühsommer auch Spargel und Erdbeeren vom Spargelhof Bolhuis, der wiederum seine Schulungen bei uns abhält. So greift ein Rad ins andere. Das ist noch ein zarter Keim.

Unsere Idee von Nachhaltigkeit

Alle Welt spricht von Nachhaltigkeit, aber wir sehen darin keinen Mode-Begriff, sondern gelebte Liebe zur Natur. In der Natur zuhause zu sein, heißt für uns viel mehr, als ein Bio-Siegel zu haben. Nachhaltigkeit verstehen wir als das Sparen von Ressourcen, das fängt bei der Pflege unserer Maschinen an, geht über regionale Kooperationen, Gewinnung alternativer Energien und bis hin zu dem Ziel, autark zu sein. Das ist wichtig, denn als Reitbetrieb haben wir die Verantwortung für Pferde, die das beste Futter und ein gesundes Umfeld haben sollen.

Zugleich haben wir auch klimatische Veränderungen wie die zunehmende Trockenheit im Blick. Und neue Technologien: Drohnen, die unser Gelände abfliegen, Karten, die wir zu unseren Böden erstellen – in der Landwirtschaft liegen Tradition und Aufbruch nah beieinander.

Termine & Neuigkeiten

Impressionen aus der Strohernte 2025

Die Strohernte 2025 auf Gut Tangstedt läuft endlich richtig an. Nach einer langen Regenphase und großen Sorgen über die diesjährigen Ernteerträge hat uns Petrus in der zweiten Augustwoche endlich eine beständige Schönwetterperiode beschert. Mit vereinten Kräften und...

Impressionen aus der Heuernte 2025

Die Heuernte 2025 auf Gut Tangstedt läuft auf Hochtouren. Nach dem Mähen der Wiesen wird das Gras mehrfach gewendet, um gleichmäßig zu trocknen. Anschließend schwaden wir das Heu sorgfältig in Reihen und pressen es zu ca. 400 kg schweren Rundballen. Alle Ballen werden...

Landwirtschaft, die uns am Herzen liegt

Auf Gut Tangstedt arbeiten wir in der Landwirtschaft in einer Kreislaufwirtschaft. Beispiel Futterproduktion: Wir produzieren für die rund 150 Pferde, die auf Gut Tangstedt leben, gesundes Futter und bestes Stroh, sind autark und können hohe Qualität garantieren. Zugleich verwenden wir aber auch den anfallenden Pferdemist, um ihn in einer benachbarten Biogas-Anlage in Strom und Wärme umzuwandeln, denn der Rohstoff ist da, wir müssen keine Energiepflanzen anbauen. Ganz nebenbei bekommen wir ein veredeltes Düngemittel zurück, denn – mit Blick auf möglichen Wurmbefall – wir könnten den Pferdemist nicht einfach so auf den Koppeln ausbringen. Durch den auf diese Weise geschaffenen organischen Dünge, brauchen wir nur sehr geringe Mengen an Mineraldünger.

Mit Blick auf ein besonders verträgliches Pferdefutter, achten wir auf einen geringen Energie- und Eiweisgehalt und setzen deshalb auf eine sehr extensive Grünlandbewirtschaftung. Zum Vergleich: In einem Milchviehbetrieb werden die Flächen mindestens viermal im Jahr gemäht, bei uns nur zwei Mal.

Mähdrescher Claas Dominator 88 S auf einem Acker in Tangstedt bei der Ernte

Unsere Idee von Nachhaltigkeit

Der bei uns anfallende Mist wird in einer benachbarten Biogas-Anlage in Strom und Wärme umgewandelt

Interview Jan-Erik Larsson: „Unsere Aufgabe: Böden schützen, Kreisläufe schließen, Zukunft gestalten“

Jan-Erik Larsson ist auf Gut Tangstedt für die Landwirtschaft zuständig. Der diplomierte Landwirt hat ein tiefes Wissen über Böden, landwirtschaftliche Abläufe und klimatische Bedingungen und zugleich spannende Ideen und Ziele.

Was für eine Art von Betrieb ist Gut Tangstedt aus landwirtschaftlicher Sicht?

Gut Tangstedt ist ein klassischer Gemischtbetrieb mit extensiver Futterproduktion für die eigene Pferdehaltung in Form von Heu und Heulage, Marktfruchtanbau – also Weizen, Roggen, Gerste, Raps, Hafer und Mais – sowie extensiver Forstwirtschaft.

Welche Rolle spielen da Böden und geographische Lage?

Unsere Böden sind sehr vielfältig, angefangen von trockenen Geeststandorten über lehmhaltige Böden bis hin zur moorigen Alsterniederung. Besonders auf unseren leicht hügeligen Ackerflächen direkt am Gutshof sind schwache Ausläufer der Weichsel-Kaltzeit zu erkennen. Die stark wechselnden Böden sind eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen.

Und was genau bedeutet das?

Für mich ist der Boden der Dreh- und Angelpunkt und es gilt ihn zu fördern und zu schützen. Humusaufbau ist auch für das Klima sehr wichtig, da Humus Kohlenstoff bindet und die Bodenstruktur deutlich verbessert. Der Boden wird stabiler, die Wasser- und Nährstoffspeicherung wird unterstützt und im Boden entsteht mehr Leben.

Landwirtschaft bedeutet also zugleich auch eine Art Kreislaufwirtschaft?

Unbedingt! Wir füttern die Pferde mit unserem eigenen Futter, unserem eigenen Stroh, mit dem Mist der Tiere wiederum, der zuvor in einer Biogasanlage zur Strom- und Wärmeproduktion vergoren wird und somit wurmfrei ist, düngen wir unsere Böden. Durch diesen Kreislauf müssen nur geringe Mengen an Mineraldünger zugekauft werden, um gezielt einzelne Nährstoffdefizite auszugleichen.

Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?

Was den Ackerbau auf Gut Tangstedt betrifft, ist das vor allem Wachstum in Form von Zupacht und Kauf, außerdem der Ausbau von precision farming, also der Digitalisierung der Landwirtschaft. Außerdem wollen wir das Nährstoffgleichgewicht der Flächen weiter optimieren und zugleich die Bodenbearbeitung minimieren, dies zum Beispiel durch Streifenlockerung und Streifensaat, bei passender Witterung und passenden Bedingungen Direktsaat.

Unsere Idee von Nachhaltigkeit

Der anfallende Mist wird in einer Biogasanlage vergoren (Strom und Wärmeproduktion) und als veredeltes Düngemittel ohne Wurmbefall auf den Heuwiesen und Ackerflächen wieder eingesetzt.

Ackerbau – wir arbeiten für lebendige und fruchtbare Böden

Unser Boden ist unsere wichtigste Wirtschaftsgrundlage, daher liegt es uns sehr am Herzen, ihn zu fördern und zu schützen. Indem wir ihn mit Pferdemist, Kompost und Gärsubstrat düngen, wird der Humusaufbau gefördert und eine ausgewogene Pflanzenernährung sichergestellt. Vor allem der Humusaufbau spielt für die Fruchtbarkeit der Böden, aber auch für das Klima, eine große Rolle. Humus bindet Kohlenstoff, verbessert die Bodenstruktur, erhöht die Speicherung von Wasser und Nährstoffen und unterstützt das Bodenleben. Besonders die sandigeren Flächen und Teilflächen, werden mit Kompost aufgepäppelt, ohne dass es dabei zu einer Nährstoffüberversorgung beispielsweise mit Phosphor kommt.

Um die Böden zu schützen, setzen wir auf das Mulchsaat-Verfahren und den Anbau von Zwischenfrüchten. Unsere überwiegend sandigen Böden neigen schnell zu Verlagerungen und Erosionen, um das zu vermeiden und mehr Stabilität in das Gefüge zu bekommen, ist eine gute, nicht zu feine Struktur sehr wichtig. Zum einen erreichen wir dies mit einer geringeren Intensität der Bodenbearbeitung und zum anderen durch den Anbau von Zwischenfrüchten.

Feld vom Knick aus gesehen, auf dem Raps gedrillt wird
Vorbereitung Aussaat Landwirtschaft Gut Tangstedt

Unsere Kulturen sind in erster Linie Winterweizen und Winterroggen, sie bringen die besten Erträge und liefern uns gleichzeitig das Stroh zum Einstreuen der Pferdeboxen. Zur Auflockerung der Fruchtfolge wird Sommerhafer und Winterraps angebaut, da eine zu enge Getreide-Fruchtfolge den Krankheitsdruck der Bestände deutlich erhöht. Auf leichteren Böden und weiter entfernten Flächen wird ein kleiner Teil Silomais angebaut, welcher an benachbarte Betriebe verkauft wird.

Die Feldfrüchte werden in unserer Scheune zwischengelagert, anschließend auf Sattelzüge verladen und an die ansässigen Landhändler weiter vermarktet. Der Hafer hingegen wird von einem Landhändler in der Nähe aufbereitet und als Futter für die eigene Pferdehaltung verwendet.

Unsere Idee von Nachhaltigkeit: Optimierung der Böden

Wir verbessern unsere Böden auf natürliche Weise und schaffen so einen Schutz gegenüber den Folgen der Klimaveränderung

Futter und Einstreu für den eigenen Pferdebetrieb

Das Beekmoor bietet mit seiner Vielfalt an alten Gräsern eine sehr gute Grundlage für die Futterproduktion. Die humusreichen Böden sind in der Lage, viel Wasser zu speichern und bringen auch in trockenen Jahren stabile Erträge ein. Zum Erhalt der Grasnarbe werden fruktanarme Gräsermischungen mit beispielsweise Knaulgräsern, Wiesenlieschgras und Rotschwingel nachgesät.

Im Frühjahr düngen wir zum ersten Schnitt mit Gärsubstrat, da die Nährstoffe darin organisch gebunden sind, ist genug Zeit für eine Mineralisation, so dass die Nährstoffe pflanzenverfügbar werden können. Außerdem sind die Emissionen im Frühjahr bei kühlen Temperaturen und einer bodennahen Ausbringung sehr gering. Im Sommer zum zweiten Schnitt wird dann gezielt und in Maßen mit Mineraldünger nachgedüngt.

Entscheidend für eine gute Verdaulichkeit des Pferdefutters ist der richtige Schnittzeitpunkt, denn wir streben höhere Rohfaseranteile und niedrige Fruktankonzentrationen an. Der optimale Schnittzeitpunkt beginnt deshalb in oder kurz nach der Blüte der Gräser.

Winterweizen Meiereikoppel Gut Tangstedt

Unsere Idee von Nachhaltigkeit: Tierschutz

Wir setzen auf eine extensive Grünland-Zweischnittnutzung, um eine hohe Artenvielfalt zu erhalten und Rückzugsmöglichkeiten für Tiere zu schaffen.

Ernte entscheidet über die Qualität von Futter und Einstreu

Um einen termingerechten Ablauf und eine hohe Qualität des Ernteguts erreichen zu können, setzen wir auf eine moderne Eigenmechanisierung. So erreichen wir ein perfektes Timing und können auf jede Situation schnell reagieren. Es wird sowohl Heulage als auch Heu produziert. Das Erntegut wird jährlich und nach jedem Schnittzeitpunkt beprobt. Zusätzlich lassen wir uns von der Landwirtschaftskammer zum Thema Pferdefütterung und Futterqualität beraten. Unsere Ziele für die Futterproduktion sind in erster Linie die ständige Optimierung der Grassorten, angepasst an die Pferdefütterung und an die Bodenverhältnisse. Außerdem eine weitere Optimierungen der Ernteabläufe, um mit Schlagkraft jedes Rennen gegen das Wetter zu gewinnen und die Qualität mindestens zu sichern und wo möglich noch auszubauen.

John Deere 6M mit Frontlader beim Ballenstapeln Ernte 2025